Kirchengasse 39

PFARRKIRCHE, KREUZKAPELLE, ALTER FRIEDHOF

Andachtsstätte zur „Heiligen Kunigunde“ mit Wehrmauer und Bastionen.
 
Die Anlage um die Pfarrkirche hat einerseits einen wehrhaften Charakter und bildet andererseits das religiöse Zentrum der Gemeinde. Seit dem 18. Jahrhundert hat sich hier wenig verändert. Die heute barocke römisch katholische Pfarrkirche steht an jener Stelle, an der im 13. Jahrhundert eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Kunigunde errichtet wurde.
 
Die Heilige Kunigunde
Es waren Siedler aus Bayern, die die Verehrung der Heiligen Kunigunde in ihre neue Heimat mitbrachten. Kunigunde von Luxemburg (um 980–1033) war die Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrich II. und regierte nach dessen Tod kurzzeitig das Heilige Römische Reich. Der Legende nach soll sie über glühende Pflugscharen gelaufen und dabei unverletzt geblieben sein. Darin wurde ein Gotteszeichen gesehen, dass sie unschuldig des Ehebruchs bezichtigt worden war. Im Jahr 1200 von Papst Innozenz III. heiliggesprochen, gilt sie als Patronin von Kindern und Schwangeren und wird mit Kaiserkrone und Kirchenmodell dargestellt. Das Altarbild der Breitenbrunner Pfarrkirche zeigt die Himmelfahrt der Heiligen und wurde anlässlich einer Renovierung 1802 vom damaligen Grundherrn Fürst Paul III. Esterházy gestiftet. 
 
Das wechselhafte Schicksal der Pfarrkirche
Auf dem Fundament der Kunigundenkapelle aus dem 13. Jahrhundert wurde im 14. Jahrhundert eine Kirche erbaut, die als „eng“ überliefert ist. Zu klein geworden, wurde das gotische Gotteshaus im Jahr 1674 umgebaut und erweitert, aber bereits 1683 im Zuge der zweiten Türkenbelagerung Wiens zerstört. Der damalige Pfarrer Lorenz Stipschütz war so wie viele der Dorfbewohner vor den Osmanen ins Leithagebirge geflohen. Nach der Rückkehr notierte er in der Pfarrchronik: „Meine Augen haben keine Tränen mehr zu weinen. Dieses herrliche Gotteshaus ist eine Brandstatt, verwüstet und entweiht.“
Die nächste Katastrophe: ein verheerender Brand 1737. Erneut ließ man sich nicht entmutigen, baute wieder auf und unterzog die Kirche 1802 einer großen Renovierung, bei der sie ihre heute noch sichtbare barocke Ausstattung erhielt. Die letzte bauliche Veränderung ist mit 1926/27 datiert: Schon in österreichischen Zeiten wurde der mächtige quadratische Westturm erhöht und mit einem Pyramidenhelm versehen (siehe Fotos).
 
Die Wehranlage
Vom Dorf aus betritt man den Kirchhof bis heute durch ein nicht „wehrhaftes“ rundbogiges Portal aus dem Jahr 1647. Nach der Zerstörung des Kirchengebäudes 1683 aber suchte man sich zu schützen und erbaute im späten 17. Jahrhundert eine Wehranlage, die der Zeit entsprechend mit Bastionen ausgestattet wurde. Von diesen ursprünglich vier, an den Ecken vorspringenden, die Mauer überragenden Bauwerken hat sich die südliche Bastion am besten erhalten. Diese Bastion ist unterkellert, das Gewölbe wurde als Karner (Beinhaus) genutzt. Weil junge Burschen nach dem Ersten Weltkrieg die Totenruhe aber gestört und mit den Totenköpfen sogar Fußball gespielt haben sollen, wurde der Abgang zugemauert. Für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wurde auf der Südbastion ein Denkmal errichtet, dessen in einen Stein eingelassene Tafel noch immer hier zu sehen ist. Das große Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das 1925 auf dem Hauptplatz aufgestellt wurde, befindet sich seit den 1960er Jahren auf dem Vorplatz der Kirche, wahrscheinlich an der Stelle der östlichen Bastion. Die westliche Bastion wurde einem Mesner als Bauplatz übergeben, das ehemalige Mesner- bzw. das Torwächterhaus finden sich noch heute an der Ecke zur Seestrasse. Die den Kirchhof schützende Mauer ist aus Bruchsteinen errichtet und 73 cm stark. Von den in die Wehrmauer eingelassenen Schießscharten sind immerhin noch 55 Nischen zu sehen, obwohl die Umfassung nicht mehr vollständig erhalten ist.
 
Der alte Friedhof
Wie so oft kann auch der alte Friedhof von Breitenbrunn aufmerksamen Besuchern viel erzählen. Da findet sich in der Nähe des Kircheneingangs das Grabmal von Pfarrer Leonhard Russo (1841–1898), der also nur 57 Jahre alt wurde, viel für die Renovierung der Kirche tat und nach dem eine Straße beim Sportplatz benannt ist. Beschriftet wurde der Grabstein in ungarischer Sprache, weshalb auch zuerst der Nachname „Russó“ und dann erst der Vorname „Lénard“ genannt ist. Wesentlich älteren Datums ist das um 1500 entstandene Ölbergrelief an der Südseite, an der Nordseite hat sich eine Grabstätte mit der Inschrift „Rosina Moritzkhin und Lucas Follckhl“ von 1646 erhalten. Bemerkenswert sind auch die klassizistischen Grabsteine von Franz Pleyer, gest. 1801, Jakob Ungeherlinger, gest. 1825, und Heinrich Gabriel, gest. 1833. Auf dem alten Friedhof beigesetzt wurden auch prominente Wahl-Breitenbrunner des 20. Jahrhunderts: die Künstlerin Maria Plachky-Kumpf (1920–1982) (siehe 10. Station) und der Wiener Theatermanager Robert Jungbluth (1928–2009), der in den 1980er Jahren auch in der Leitung der Seefestspiele Mörbisch tätig war.
 
Die Kreuzkapelle
Aus dem Jahr 1725 stammt die Kreuzkapelle, die den Kirchenvorplatz noch heute prägt. Im Giebelfeld des einfachen Baues mit einem Korbbogenportal findet sich die steinerne Statue einer „Thronenden Maria“ aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter dem quadratischen Kreuzgratgewölbe im Innenraum ist eine Kreuzigungsgruppe aus färbig bemaltem Holz aufgestellt, seitlich davon ruhen auf Konsolen die Heiligen Urban und Donatus. Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass die Kreuzkapelle an der Stelle des 1657 errichteten Bildstocks „Weber-Türk“ errichtet wurde.
 
Um zur 10. und damit letzten Station des Kulturpfades zu gelangen, gehen Sie die Kirchengasse ein Stück zurück und biegen rechter Hand in die Haydngasse ein. 

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