Ein mächtiges Bauwerk mit einer langen Tradition als Gaststätte, in die möglicherweise auch der „brave Soldat Schwejk“ einkehrte, das aber auch als Quartier für Okkupanten herhalten musste.
Ein Teil des sich über sieben Fensterachsen erstreckenden Gebäudes könnte im Spätmittelalter von Kleinadeligen errichtet und bewohnt worden sein. Im Unterschied zum „Edelhof“ in der Eisenstädter Strasse 8 (siehe 1. Station) verlor dieser „Freihof“ seine Steuerfreiheit, nachdem er als Teil der Herrschaft Eisenstadt in den Besitz der ungarischen Adelsfamilie Esterházy gekommen war. Die Jahreszahl 1789 im Torbogen verweist auf einen Um- und Ausbau im ausklingenden Barock, die Kellergewölbe sind wesentlich älteren Ursprungs.
Eine gastliche Stätte
Der Schriftzug und der Hausname „Prangerschenke“ beziehen sich auf einen gastronomischen Betrieb, der in einem historischen Hofgebäude eingerichtet, seit 1998 aber geschlossen ist. Das Gebäude war viele Jahrzehnte hindurch ein Treffpunkt für geselliges Beieinandersein bei Trank und Speisen. Im früheren, zur Straße hin gelegenen Gemeindewirtshaus wurde gefeiert und getanzt und auch diskutiert, letzteres manchmal so heftig, dass die Fäuste flogen. Möglicherweise hat sich auch die Wirtshausrauferei, die Jaroslav Hašek in seinem Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ schildert, hier abgespielt. Jene Szene, in der tschechische Soldaten ihre ungeliebten ungarischen Kameraden kopfüber aus Fenstern hängen lassen, könnte sich durchaus im nach wie vor vorhandenen großen Saal im Stockwerk des früheren Gemeindegasthauses abgespielt haben.
Und falls es so war, haben der „Schwejk“ und seine Kumpane wohl jenem Wein aus Breitenbrunner Rieden zugesprochen, der in den Kellern des Hauses gelagert wurde. Zugänglich und belüftet war und ist der frühere Gemeindekeller von der Straße aus durch das kleine Tor und die Mauerschlitze auf linken Seite des Gebäudes. So wie unter dem Edelhof existiert auch hier ein unterirdischer Gang, der von einem in einen weiteren beeindruckenden Keller führt.
Verschwunden ist hingegen der hinter dem Gemeindewirtshaus gelegene „Gmoastall“ (Gemeindestall), in dem außer Ziegen auch der Gemeindestier (ein Zuchtbulle) gehalten wurde, dem die Bauern ihre Kühe zur Deckung zuführen konnten.
In den Wirren der Zwischenkriegszeit bis zum Staatsvertrag
Das Gemeindegasthaus wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer wieder auch als Quartier für ortsfremde Truppen in Beschlag genommen. 1921 waren hier ungarische Freischärler untergebracht, die den Anschluss des neu entstandenen Bundeslandes Burgenland an Österreich mit Waffengewalt verhindern sollten. In Breitenbrunn wurde mit einem vom Wehrturm (siehe 6. Station) abgegebenen Signal vor dem Einmarsch der paramilitärischen Truppen gewarnt, die Männer flüchteten ins nahe Niederösterreich. Erst nachdem sich die Lage entspannt hatte, konnte im oberen Stock, im Raum über der Toreinfahrt, eine nicht ständig besetzte Dienststelle der österreichischen Gendarmerie eingerichtet werden.
Während des Zweiten Weltkrieges waren im großen Saal Kriegsgefangene untergebracht, die in der Landwirtschaft als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.
Gegen Ende des Weltkrieges legten Soldaten der deutschen Wehrmacht im Gemeindegasthaus ein Lebensmittellager an und ließen dessen Bestände bei ihrem Abzug zum Großteil zurück. Die in Ungarn requirierten Vorräte wie Mehl und Zucker waren schlussendlich willkommenes „Zubrot“ für die unter dem Kriegschaos leidende Ortsbevölkerung.
Im April 1945 wurde Breitenbrunn kampflos von der sowjetischen Armee besetzt. Während der sogenannten „Russenzeit“ bis 1955 war im Gemeindewirtshaus eine mit sechs russischen Militärpolizisten und einem Kommandanten besetzte sowjetische Kommandantur untergebracht.
Das Pannonia Haus
Endgültig getilgt wurden die Spuren einer leidvollen und entbehrungsreichen Vergangenheit vom „Kulturverein Pannonia“, der die Liegenschaft Anfang der 1970er Jahre kaufte und aufwendig instand setzte. Im Rücken des „Pannonia Hauses” wurde in den Jahren 1973/74 nach Plänen des Architekten Udo Schrittwieser eine Apartmentanlage in Sichtbetonbauweise errichtet. Räume im historischen Vorderhaus sowie der große Innenhof wurden und werden für verschiedene kulturelle Zwecke genutzt.
Zugänglich ist das Pannonia Haus, wenn hier Veranstaltungen stattfinden, die u.a. auch von „KUKUWENA“, dem Breitenbrunner „Kunst- und Kulturverein im Welterbe Naturpark“ (www.kukuwena.at) organisiert werden. Im Hof kann eine moderne Stahlskulptur des akademischen Bildhauers Prof. Mag. Art. Oskar Höfinger besichtigt werden.