Kirchengasse 28

KUNIGUNDENZECHE

Ein vorbildlich instandgehaltenes Meisterwerk aus der Renaissance, das der Patronin der Pfarre Breitenbrunn geweiht war.
 
Es grenzt beinahe an ein kleines Wunder, dass das Anwesen in der Kirchengasse 28 augenscheinlich von kriegerischen Einfällen und auch von den vier Großbränden, die in Breitenbrunn zwischen 1597 und 1748 wüteten, verschont blieb. Die Jahreszahl 1589 am Giebel oberhalb des Erkers verweist auf eine Errichtung in der späten Renaissance und auch die Dekorationen in der Stucktechnik des Sgraffito deuten auf eine Nähe zum Manierismus, zur letzten Epoche der Renaissance, hin.
 
Der Sgraffito-Putz
Der Ausdruck Sgraffito leitet sich vom italienischen Verb „sgraffiare“, deutsch „kratzen“ ab. Der erste Arbeitsschritt besteht darin, auf eine Wandfläche verschiedenfarbige Putzschichten aufzubringen. Anschließend werden in den frischen, weichen Putz Linien und Flächen geritzt oder gekratzt, so dass die drunter liegende andersfärbige Schicht sichtbar wird. Die Regelmäßigkeit des Musters lässt erkennen, dass nicht freihändig gekratzt, sondern vorgefertigte, aus Eisen geschmiedete Schlingen verwendet wurden. Italienische Renaissance-Baumeister brachten diese Technik nach Mitteleuropa, wo sie von ansässigen Handwerkern mit Begeisterung aufgenommen wurde.
 
Das Zechenhaus
Der Ausdruck Zeche (mittelhochdeutsch: Reihe, Ordnung) bezeichnete ursprünglich den Zusammenschluss mehrerer Personen zu bestimmten Zwecken, etwa um ein Bergwerk zu betreiben, eine handwerkliche Genossenschaft (Zunft) zu bilden oder auch gemeinsam kultische Zwecke zu verfolgen. Die Zeche in Breitenbrunn dürfte als Wohn- und Arbeitshaus einer religiösen Bruderschaft errichtet worden sein und zur der Heiligen Kunigunde geweihten Pfarrkirche (siehe 9. Station) gehört haben. Diese Annahme lässt der Bericht von einer Visitation aus dem Jahr 1597 zu, als ein kirchlicher Oberer zu Besuch war und den Bestand kontrollierte. Als Ergebnis der Visitation wurde festgehalten: Die Kunigundenzeche besitzt sieben Weingärten, die jährlich durchschnittlich 70 Eimer Wein bringen. Die Zeche besitzt weiters zwei silberne Kelche, eine silberne Monstranz, alles vergoldet, ebenso wie zwei Messgewänder.
 
Die Restaurierung 
Ihr heutiges Erscheinungsbild verdankt die frühere Kunigundenzeche der gebürtigen Wienerin und Absolventin der Hochschule für angewandte Kunst Brigitta Schalk, die das Anwesen 1967 auf Vermittlung des damaligen Landeskonservators für das Burgenland Alfred Schmeller erwarb und instand setzte. Die Fassade wurde 1976 erneuert. Bemerkenswert ist auch der verwunschene Garten, der die langgestreckte Parzelle begrünt und mit Steinfiguren und -gefäßen aus der Hand Brigitta Schalks dekoriert ist. Ihr „gutes Händchen“ für gelungene Restaurierungen bewies Schalk auch im Fall des benachbarten Hauses Kirchengasse 26, das sie ebenfalls angekauft hat. 

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