Die bemerkenswerten, ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Nachbargebäude des früheren Gemeindewirtshauses.
Dieses barocke Bürgerhaus trägt seinen Namen nach einer alteingesessenen Familie, die eine Reihe von Marktrichtern bzw. Bürgermeistern von Breitenbrunn stellte. Zur Straße hin hat sich ein reich geschnitztes Tor von 1831 erhalten, im Inneren befinden sich nach wie vor Räume mit barocken Kreuzgratgewölben sowie eine große tonnengewölbte Brunnenstube. Auch das „Sammer“-Haus diente nicht nur zum Wohnen und Arbeiten, sondern auch als Stützpunkt damals ungarischer Behörden.
Der Schleichhandel über die Grenze
Auf Grund der Lage Breitenbrunns an der früheren Grenze zwischen Ungarn und Österreich waren immer wieder Schmuggler zugange. Um den Schleichhandel zu unterbinden, waren im „Sammer“-Haus ungarische Zöllner stationiert. Die Grenzlinie zu Österreich lag damals im Leithagebirge, im Draxlgraben. Heute bildet dieser Graben den Nordhotter der Gemeinde. Breitenbrunn, das mit ungarischem Namen „Fertöszéleskut“ und auf Kroatisch „Patipron“ heißt, war bis 1921 der östlichste Ort des ungarischen Komitats Sopron/Ödenburg. Die Nachbargemeinde Winden gehörte bereits zum Komitat Moson/Wieselburg. Seit österreichischen Zeiten gehört Breitenbrunn zum Bezirk Eisenstadt Umgebung, Winden zum Bezirk Neusiedl am See.
DAS HAUS PRANGERSTRASSE 3 UND 3A
Die beiden Hausnummern weisen den zweigeschossigen Bau aus dem 18. Jahrhundert als eine bis heute bestehende sogenannte Halbwirtschaft aus. Bei dieser für das Burgenland früher typischen Wohn- und Landwirtschaftsform teilen sich zumeist zwei Besitzer das Einfahrtstor, die Hofgasse und nach Vereinbarung auch Kellerräume und den Hausbrunnen. Die Wohn- und Wirtschaftsräume der Parteien sind nacheinander in einander gegenüberliegenden Streckhöfen untergebracht, die Besitzverhältnisse an so mancher Kammer können aber auch quer über die Hofgasse wechseln. Dass es sich um eine Halbwirtschaft handelt, das lässt sich beim Haus Prangerstrasse 3 und 3a auch daran ablesen, dass in die Fassade gleich zwei Nischen mit Heiligenstatuen eingelassen sind. Die größere der Steinfiguren stellt den Heiligen Florian dar und ist mit 1794 datiert. Entstanden sind Halbwirtschaften auf Grund des bis 1921 geltenden ungarischen Erbrechtes. Dieses sah eine Aufteilung des Besitzes einer Familie, insbesondere des Grundbesitzes, gleichmäßig auf alle Erbberechtigten vor. Im Landschaftsbild führte das zu kleinen, schmalen Parzellen, die heute noch prägend sind.
Die Schwibbögen
In der Hofgasse zwischen den Gebäudeteilen Prangerstrasse 3 und 3a reihen sich drei Schwibbögen besonders malerisch hintereinander (siehe Foto). Was heute eine kulturgeschichtliche, schon im Mittelalter gebräuchliche Besonderheit darstellt, hat eine „handfeste“ Ursache: Hauswände wurden früher aus rohbehauenen Steine errichtet, deren Zwischenräume nur mit Erde eingeschlämmt und nicht mit Mörtel ausgefüllt und verfestigt. Um dennoch Stabilität zu erreichen, mauerte man Schwibbögen mit einem geraden Abschluss, die die Wände bzw. Häuser gegeneinander abstützten. In Breitenbrunn wurde auf diese Weise bis zum Ende der 1940er Jahre gebaut. Dass die malerischen Schwibbögen heute nicht mehr besichtigt werden können, geht auf jene „Langfinger“ zurück, die in den 1960er und 1970er Jahren alte Gegenstände entwendeten. Seither ist das Tor mit zwei Hausnummern stets verschlossen.